No Hard Feelings (2023) (2024)

Mit dem baumelnden Haken eines Abschleppwagens führt die Komödie „No Hard Feelings“ umgehend zum existenziellen Problem der Protagonistin. Weil die Uber-Fahrerin Maddie (Jennifer Lawrence) ihre Rechnungen nicht bezahlen kann, wird ihre Einnahmequelle auf vier Rädern gepfändet. Bereits hier offenbart „No Hard Feelings“ eine Vorliebe für Metaphern und Zweideutigkeiten. Denn Maddie schleppt auch selbst gerne Typen ab; wie etwa einst den Fahrer des Abschleppwagens, den sie nun zu bezirzen versucht, um ihr Auto zu behalten. Allerdings, auch das ist ein Leitmotiv des Films von Gene Stupnitsky, besitzt sie dabei deutlich mehr Ehrgeiz als Glück. Ihr Rettungsversuch scheitert kläglich, als ihr herzzerreißender Auftritt in letzter Sekunde von ihrem aktuellen One-Night-Stand gestört wird.

Maddies notorische Bindungsängste stehen konträr zu ihrer Heimatverbundenheit. Das von der Mutter geerbte Fertighaus steht einerseits für die Erinnerung an eine Familienidylle, die es nie gab, ist andererseits aber auch eine Lebensversicherung. Denn während im New Yorker Küstenort Montauk zunehmend auswärtige Schnösel mit ihren Zweitwohnsitzen die Grundstückspreise nach oben treiben, können sich die Einheimischen hier Wohnraum kaum noch leisten.

Als Belohnung winkt ein Auto

Die Lösung von Maddies Problem ist eine Annonce, die eigentlich zu absurd klingt, um wahr zu sein: Ein zugezogenes Paar sucht für seinen 19-jährigen Sohn Percy (Andrew Barth Feldman) eine Frau, die ihm helfen soll, sich noch schnell vor College-Beginn die Hörner abzustoßen. Als Belohnung gibt es ein Auto. Matthew Broderick und Laura Benanti spielen diese ätherischen Helikopter-Eltern, deren sterile weiße Kleidung genau aufs Sofa abgestimmt ist, als souveräne Gratwanderung zwischen Karikatur und Realismus.

Das Bewerbungsgespräch ist ein Paradebeispiel für die dramaturgisch ausgefeilte und auf den Punkt inszenierte Situationskomik des Films. Zu entschiedener Größe findet „No Hard Feelings“ im peinlich berührten Herumdrucksen. Nachdem Maddie ungelenk zu verschleiern versucht hat, dass sie mit Anfang 30 eigentlich viel zu alt für die Anzeige ist, wird lange um den heißen Brei geredet, was denn mit „daten“ nun genau gemeint ist. Natürlich soll sie Percy entjungfern.

Ein Triumph ist „No Hard Feelings“ vor allem für Jennifer Lawrence, die sich hier völlig furcht- und hemmungslos durch die Szenen kämpft. Sie wirkt abwechselnd glamourös und prollig, lasziv und launisch, zerbrechlich und vorlaut. Treffsichere Beleidigungen kann man von ihr ebenso erwarten wie eine ordentliche Kopfnuss. Und je aussichtsloser die Situation mit dem Härtefall Percy ist, desto aggressiver und grotesker werden ihre Verführungsversuche. Kaum etwas bleibt ihr dabei erspart: weder eine Pfefferspray-Attacke noch dumme Sprüche wegen ihres Alters oder der grandios gescheiterte Versuch, den Jungen mit ein wenig Twerking herumzukriegen.

Abgebrühtheit versus Naivität

Und doch lässt sie jede Demütigung erhobenen Hauptes hinter sich. Auch wenn Maddie ihre Rolle nur bedingt ausfüllen kann, steht sie doch für eine Lockerheit und Freizügigkeit, die den Jüngeren scheinbar abhandengekommen ist. Beim desaströsen Besuch einer Studentenparty stellt sie fassungslos fest, dass die Generation Z lieber in ihre Handys schaut, statt übereinander herzufallen.

Bei ihren Annäherungsversuchen an den zierlichen, noch etwas kindlichen Percy gerät sie allerdings an ihre Grenzen. Abgebrühtheit trifft hier auf Naivität, Kalkül auf eine unschuldige romantische Sehnsucht. Während jeder von Maddies Sätzen nur so vor Ironie und Anzüglichkeit strotzt, nimmt Percy alles wörtlich. Wie unterschiedlich ihre Wahrnehmungen sind, zeigt sich, als in einer Bar der 1980er-Hit „Maneater“ von Hall & Oates läuft. Im Gegensatz zu Percy, der meint, der Song handle von einem menschenfressenden Monster, weiß Maddie, dass es in Wahrheit um einen männerverschlingenden Vamp geht, wie sie vielleicht auch einer für ihn ist.

Auch dafür, dass sich die beiden nicht auf Augenhöhe begegnen können, findet Stupnitsky ein treffendes Bild. Aus ihrer ersten Begegnung spinnt „No Hard Feelings“ eine ungemein komische, immer wieder ins Absurde kippende Szene. Als Vorwand will Maddie einen Hund aus dem Tierheim adoptieren, in dem Percy arbeitet. Während des Beratungsgesprächs werden ihre übersexualisierten Flirtversuche jedoch immer wieder von einer schweren und viel zu niedrigen Sitzbank sabotiert, was dazu führt, dass Maddie kaum über den Schreibtisch schauen kann. Gerade in solchen körperbetonten Slapstick-Momenten weiß Lawrence zu punkten; allein der Versuch, mit Rollschuhen eine Treppe hochzusteigen, wird in ihren Händen zu Comedy-Gold.

Die lädierten Seelenwelten

Wenn es besonders peinlich wird, entwickelt sich dann doch immer wieder eine unfreiwillige Intimität zwischen den beiden. Doch dadurch wird es erst kompliziert. Irgendwann lässt „No Hard Feelings“ mit einem Gänsehaut-Moment die Stimmung kippen. In einem Restaurant fordert Maddie den musikalisch begabten Percy heraus, spontan etwas am Klavier zu spielen. Während er sich, zunächst schüchtern und zögerlich, dann mit immer mehr Emphase, an einer Coverversion von „Maneater“ versucht, fällt kurz auch Maddies Maske der souveränen Femme fatale. Mit einem Mal wird ihr bewusst, dass nicht nur sie sich für ein sorgenfreieres Leben erniedrigen muss, sondern dafür auch auf grausame Weise mit einem Jungen spielt, der sich zum ersten Mal jemandem öffnet.

Wenn „No Hard Feelings“ gegen Ende emotionalere Töne anschlägt und weniger von der respektlos rotzigen Art seiner Protagonistin bestimmt wird, fühlt sich das nur kurz nach einem Verlust an. Denn nachdem Stupnitsky auf komische Weise die Unzulänglichkeiten seiner Figuren ausgereizt hat, widmet er sich der lädierten Seelenwelt, die dahintersteht. Plötzlich sind Maddie und Percy keine Konkurrenten mehr, sondern Leidensgenossen.

Der Film verliert die Unterschiede zwischen den beiden zwar nicht aus den Augen, konzentriert sich aber stärker darauf, was sie teilen: die Zurückweisungen, die Einsamkeit und die Angst, sich von Vertrautem zu lösen. „No Hard Feelings“ entpuppt sich schließlich als doppelte Coming-of-Age-Geschichte zweier Außenseiter, die zwar irgendwie reifen, aber dann glücklicherweise doch nicht vollends erwachsen werden müssen.

No Hard Feelings (2023) (2024)

FAQs

Does Maddie sleep with Percy? ›

When Percy returns to the house, he and Maddie then decide to have sex and get it over with, but before he can even get inside her, he ends up ejaculating on her thigh. He says that he knows about everything and doesn't want to see Maddie anymore, saying that she will end up living in Montauk for the rest of her life.

Why did No Hard Feelings get bad reviews? ›

No Hard Feelings is a pretty entertaining but unspectacular comedy. It will be sure to produce some good laughs, but the story is a little too paper thin and the characters a little too 2-dimensional for it to truly impress.

Is No Hard Feelings worth it? ›

This raunchy comedy often plays it disappointingly safe, but Jennifer Lawrence's comedic and dramatic chops ensure that the end result prompts No Hard Feelings. Funny and heartfelt, No Hard Feelings is good fun for fans of R-rated comedies.

How inappropriate is No Hard Feelings? ›

Another reason why No Hard Feelings was flagged as an R-rated movie is that it features full frontal nudity of a sexual nature. In one the more memorable scenes, Maddie decides to treat Percy by taking him to the beach for a bit of late night skinny dipping.

Who does Percy end up with in No Hard Feelings? ›

After leaving the party, Percy confesses his love for Maddie. The next day, Percy tells his parents he wants to stay in Montauk with Maddie instead of going to Princeton.

Will Maddie and Percy end up together? ›

Their relationship was a success, so even if they don't remain close after parting ways in No Hard Feelings, they will always remember the ways they helped each other. In that sense, Maddie and Percy will always be friends.

What is the age gap in No Hard Feelings? ›

There's something outdated about the premise of this film, and judging by the backlash, plenty of others feel the same way I do. The 13-year age gap between the two lead characters has led to accusations that it glorifies grooming.

Why is "No Hard Feelings" controversial? ›

As British Vogue and Bust reported, there's been some backlash to the film's premise, specifically when it comes to Lawrence's character attempting to seduce Feldman's despite their 13-year age gap in the film.

Was No Hard Feelings a flop? ›

No Hard Feelings made $85 million at the box office, but its opening weekend performance was lackluster compared to other films. The film had a budget of $45 million, with a significant portion going toward Jennifer Lawrence's $25 million salary. It didn't make enough profit to be considered successful.

How old is Percy in No Hard Feelings? ›

Although the film offered lots of humor, sentimental moments, and brought out high emotion, I was unsettled by the age difference of the two main characters. Maddy, played by Jennifer Lawrence, is 32, while Percy, played by Andrew Feldman, was only 19.

What was the point of No Hard Feelings? ›

No Hard Feelings isn't really about sex. It's about two people who can't move on with their lives — one because she refuses to, the other because he's not allowed to. Circumstances have reduced Maddie to a state of pure aggression, and we feel the foulmouthed, physical freedom of Lawrence's performance.

Is No Hard Feelings funny? ›

'No Hard Feelings' review: A raunchy Jennifer Lawrence comedy that's funny, and also kind of sweet.

Is No Hard Feelings based on a true story? ›

Besides this ad, "No Hard Feelings" isn't based on a true story, but its internet origins are a fun twist on the comedy. "No Hard Feelings" is streaming now on Netflix.

Does No Hard Feelings promote grooming? ›

While Percy's character in the film is 19, so over the age of consent in the US which is 18, he is very much portrayed as a “child” in the film. “It's grooming,” one Twitter user said, while another added: “I feel like a movie about grooming a 19 year old kid isn't the feel-good hit it would have been a few years ago.”

Is No Hard Feelings a remake of Failure to Launch? ›

Not only is Failure to Launch a spiritual successor of sorts to No Hard Feelings, but the latter offers an update to the former's formula that is more appreciated by those who have seen both.

Does Percy find out about Maddie? ›

Unfortunately, Percy is in his parent's car and turns it on, activating the speakers so that he overhears their conversation and hears Maddie mentioning wanting to car without having to sleep with Percy, leaving him heartbroken. Percy then has Maddie come over for lunch to “meet” his parents.

Did Percy really play the piano in No Hard Feelings? ›

Playing Percy in the No Hard Feelings cast marked Feldman's biggest movie role to date, and the producers took advantage of his musical talents for a heartwarming scene in which Percy plays a song for Maddie on the piano to show her how he feels. That song is a crucial turning point in the arc of their relationship.

Do Ben and Bea end up together? ›

However, Ben does chase her down at the Sydney Opera House, where she is people-watching, and expresses his true feelings for her – similar to the story of Bea's dad's grand romantic gesture to her mom. It is through this act that Anyone but You gives Ben and Bea a happy ending.

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Author: Mrs. Angelic Larkin

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