„In with the Devil“: verstörendes Morddrama von Thrillerkönig Dennis Lehane (2024)

Brillant als Killer: Paul Walter Hauser

„In with the Devil“: verstörendes Morddrama von Thrillerkönig Dennis Lehane

„In with the Devil“: verstörendes Morddrama von Thrillerkönig Dennis Lehane (1)

Quelle: Apple TV+

Ein Mann wird in ein Gefängnis geschleust, um einen Serienmörder zu überführen. Für die auf Tatsachen beruhende Serie „In with the Devil“ (ab 8.Juli bei Apple TV+) hat „Mystic River“-Autor Dennis Lehane das Drehbuch geschrieben. Und Paul Walter Hauser liefert eine beängstigend böse Vorstellung.

Larry erzählt das jetzt nur Jimmy. Denn Jimmy ist sein einziger Freund im Knast, der einzige Freund, den er überhaupt hatte (von seinem Bruder Gary abgesehen), und auch diese Freundschaft brauchte ihre Zeit. Dass er als Kind mit seinem Vater, dem Totengräber, die frischen Gräber noch einmal ausgehoben hatte, um die Toten um ihren Schmuck und anderes zu entledigen, erzählt er. Von „all diesen Dingen, für die die Toten keinen Nutzen haben“, erklärt Larry seinem Vertrauten. „Diese Dinge könnten Gutes in der Welt bewirken und liegen in einer Kiste, sechs Fuß unter der Erde.“

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Jimmy ist aus seiner normalen Haftanstalt in den harten Strafvollzug von Springfield verlegt worden, um diese Freundschaft mit Larry zu schließen. Denn sollte er von Larry erfahren, wo der die Leiche einer jungen Frau vergraben hat, sollte die Leiche dann gefunden und verhindert werden, dass der Mann, dem noch 14 Frauenmorde unterstellt werden (manche Zählungen gehen bis zu 45), auf freien Fuß gelangt, dann wird Jimmy die Strafe erlassen. Er hat in größerem Stil Drogen vertickt, Waffen sind bei ihm daheim gefunden worden, fünf Jahre hatte man ihm in Aussicht gestellt, der Richter packte ihm doppelt so viel drauf.

Um rauszukommen, nutzt er die Chance und bezieht die Zelle neben Larry. Die Serie „In With the Devil“ bei Apple TV+ gründet auf einer wahren Geschichte, nachzulesen in dem gleichnamigen autobiografischen Buch von James Keene.

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Dennis Lehane bleibt bei seinen literarischen Leisten – dem Thriller

Dennis Lehane ist ausführender Produzent des Sechsstünders und hat auch das Drehbuch geschrieben. Der Meister des literarischen Thrillers hatte schon einige bewegende Berührungen mit der Welt der bewegten Bilder – Clint Eastwood verfilmte seinen Roman „Mystic River“ (2003), Ben Affleck sein „Gone, Baby, Gone“ (2007), Martin Scorsese sein „Shutter Island“ (2010). Und er selbst hat – seit er Drehbücher für drei Folgen von „The Wire“ (2004 bis 2008) verfasste, schon mehrfach für Streamingserien zur Feder gegriffen – für die erfolgreiche Prohibitionssaga „Boardwalk Empire“ (2010 bis 2014) und für einige Folgen der Stephen-King-Serien „Mr. Mercedes“ (2017 bis 2019) und „The Outsider“ (2020).

Er ist nicht der erste Literat, der den Sprung ins Filmische wagt. Roald Dahl („Charlie und die Schokoladenfabrik“) beispielsweise verfasste das Drehbuch zu „007 – Man lebt nur zweimal“, Sean Connerys vorletztem Auftritt als James Bond. Und der große Sci-Fi-Dichter Ray Bradbury („Fahrenheit 451″) machte Melvilles „Moby Dick“ für John Huston filmreif. Lehane nun greift zum wiederholten Mal nach dem ihm wohlvertrauten Genre.

Der Teufel ist misstrauisch und verschlagen

Und beginnt mit einem Mädchen, das unter einem abendnah bewölkten Sonnenhimmel mit dem Rad an einem Maisfeld entlangfährt. Immer wieder wird im Verlauf der sechs Episoden zu sehen sein, wie Jessica Roach absteigt, einen Ausdruck auf dem Gesicht, als wüsste sie, dass ihr Schicksal sich heute erfüllen wird.

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Später wird der Ermittler Brian Miller (Greg Kinnear) ihre Haare beiseite schieben und in ihre blicklosen Augen sehen, die achtlos ins Maisfeld geworfene Tote betrauern und die Überführung des Mörders zu seiner Herzenssache machen, wie sich auch die FBI-Agentin McCauley (Sepideh Moafi) diesem Ziel verschreiben wird. Normalerweise habe er seine Opfer immer begraben, gesteht Larry dann im Verhör. Eigentlich ausreichend, um für immer hinter Gitter zu kommen. Aber der Teufel ist kein Dummkopf. Der Teufel ist misstrauisch und verschlagen – er gesteht und kann die entscheidenden Leute trotzdem glauben machen, er sei unschuldig.

Paul Walter Hauser liefert eine beängstigende Glanzleistung

Es ist das Spiel von Paul Walter Hauser (Clint Eastwoods „Der Fall Richard Jewell“), das diesen am Ende doch etwas länglichen Thriller unvergesslich macht. Sein Lawrence Hall (Larry) mit dem antiquierten mächtigen Backenbart reiht sich ein in die großen Gänsehautevozierer von Leinwand und Bildschirm – Anthony Hopkins‘ Hannibal Lecter und Ted Levines Buffalo Bill (beide im „Schweigen der Lämmer“, 1991), Kevin Spaceys John Doe („Sieben“, 1995) oder Javier Bardems Anton Chigurh („No County for Old Men“, 2007). Hauser wiegt seinen mächtigen Körper zu einer unhörbaren Musik, er lässt seine Miene schüchtern tanzen. Wie seine Augen ausweichen, um schließlich das Gegenüber aus dem Winkel zu fixieren, wie sein Mund plötzlich aufklappt und er in einen unheimlichen tranceartigen Zustand verfällt, wie dann ein Lächeln über sein Gesicht zieht, das bemüht ist, rasch wieder zu verschwinden – das ist eine wahrhaft nuancierte Seelenschau.

Und wie – im englischsprachigen Original – Hausers stets hohe, weinerlich-schläfrige Stimme ihre verträumten Sätze singt, und Stolz in dieser unheimlichen Melodie heraufzieht, wenn er von den Mädchen erzählt und was er getan hat, ist das wahrhaft beängstigend. Das Zwiegespräch über einen Mord zwischen Larry und Jimmy, während ein Gewitter über das Gefängnis zieht, gehört zum Intensivsten, was im Fernsehen zu hören war. „Ich bin Teil von Etwas“, singt Larry in krankem Glück.

Taron Egerton zeigt einen smarten Mann, der an seiner Aufgabe zu zerbrechen droht

Auch Taron Egerton („Kingsman“), an seiner Aufgabe zu zerbrechen drohender Widerpart des Ungeheuers, hat starke Szenen als Undercoveragent des FBI, der nicht nur mit der seelischen Belastung leben muss, Verständnis und Freundschaft zu einem Menschen zu heucheln, dessen lebenslange Einsamkeit seine Schwachstelle ist, sondern der es auch mit den üblichen Gefängnisfilmproblematiken zu tun bekommt – korrupten Wärtern, Loyalität einfordernden Knastbabbos oder in einem äußerst blutigen Gefangenenaufstand den Kopf auf den Schultern zu behalten.

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Kinnear und Moafi sind souverän als Ermittlergespann, das durch Indiana und Illinois fährt, um die nötigen Beweise zu finden. Und der jüngst verstorbene Ray Liotta kann noch einmal Zorn schwitzen, auch wenn die Geschichte von Jimmys Eltern zu den Teilen der Serie gehört, die ein versierter Cutter reduziert hätte.

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Auch der Monolog, den Lehane dem Opfer Jessica in der fünften Episode gewährt, wirkt befremdlich und aufgesetzt, wenngleich ihre Zeile „Man kann sterben. Aber man kann nicht ‚unleben‘. Ich habe gelebt“, schwer zu Herzen geht. Unglaublich, wie diese beklemmende Mörderjagd durch Zufall und Borniertheit nur haarscharf gut enden konnte. Beruhigend, dass der wirkliche Larry DeWayne Hall, dem bis auf den heutigen Tag einzig die Entführung und Ermordung von Jessica Roach nachgewiesen werden konnte, lebenslang in einem Gefängnis in North Carolina einsitzt.

„In with the Devil“, sechs Episoden, von Dennis Lehane, mit Taron Egerton, Paul Walter Hauser, Greg Kinnear, Sepideh Moafi, Ray Liotta (ab 8. Juli bei Apple TV+)

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