Erklärung – Stärkung der primären Gesundheitsversorgung zur Rettung der maroden Gesundheitssysteme (2024)

Es ist mir eine große Ehre, hier heute den 45. Jahrestag der Erklärung von Alma-Ata und den 5. Jahrestag der Erklärung von Astana zu begehen. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich vor fünf Jahren hier stand und die Erklärung von Astana unterzeichnete, die vier Jahrzehnte nach Alma-Ata die Konzepte und Praktiken der primären Gesundheitsversorgung neu belebte.

Sehr geehrter Präsident Tokajew, lieber Dr. Tedros, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde.

Құрметті ханымдар мен мырзалар! Киелі Қазақ жерінде кездескенімізге өте қуаныштымыз! [Übersetzung: Sehr geehrte Damen und Herren, Wir freuen uns, diese Tagung im heiligen Kasachenland abhalten zu können!]

Es ist mir eine große Ehre, hier heute den 45. Jahrestag der Erklärung von Alma-Ata und den 5. Jahrestag der Erklärung von Astana zu begehen. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich vor fünf Jahren hier stand und die Erklärung von Astana unterzeichnete, die vier Jahrzehnte nach Alma-Ata die Konzepte und Praktiken der primärenGesundheitsversorgung neu belebte.

Ich habe geschworen, diese Verpflichtungen in mutige und pragmatische Maßnahmen umzusetzen, und dafür habe ich mich während meiner Amtszeit als Regionaldirektor in Europa und Zentralasien unermüdlich eingesetzt.

Ich war wirklich beeindruckt von der Posterausstellung im Foyer heute Morgen, die 24 inspirierende Geschichten über die Umgestaltung der primären Gesundheitsversorgung aus der ganzen Welt darstellt und anschaulich zeigt, dass der Geist von Astana nicht nur ein Wunschtraum, sondern echte Realität ist. Es ist hier heute eine beeindruckende Zahl von 70 Ländern vertreten und damit 70 inspirierende Geschichten über Gesundheit und Pflege, die nur darauf warten, von Ihnen allen, den wahren Helden dieser Umgestaltung, erzählt zu werden.

Aber auch wenn wir hier heute nicht vom Wert der primären Gesundheitsversorgung überzeugt werden müssen, sollten wir ehrlich sein und zugeben, dass in vielen Ländern eine Umsetzungslücke zwischen unserer Vision und der Realität vor Ort besteht.

Wir haben Schwierigkeiten, der Stärkung der primären Gesundheitsversorgung einen höheren Stellenwert auf der politischen Agenda einzuräumen, die Ressourcen stehen einfach nicht in Einklang mit unseren Ambitionen, und infolgedessen wird das Gesundheitspersonal aufgefordert, enorme Leistungen zu erbringen und eine enorme Arbeitslast zu übernehmen. Das Ergebnis ist Ihnen allen wohlbekannt und hält Sie nachts wach: Personalmangel im Gesundheitswesen, Arbeitskämpfe und Streiks, medizinische Wüsten, Burnout und ein wachsendes Vertrauensdefizit.

Daher müssen wir uns ehrlich fragen: Warum wird die primäre Gesundheitsversorgung so oft zugunsten glamouröserer und hochtechnologischer medizinischer Fortschritte vernachlässigt? Warum wird die primäre Gesundheitsversorgung nach wie vor an den Rand unserer Gesundheitssysteme gedrängt?

Denken Sie darüber nach: Wenn eine Regierung in die primäre Gesundheitsversorgung investieren und Steuergelder verwenden will, muss sie zunächst eine klare Investitionsrentabilität nachweisen.

Und wir wissen, dass es schwierig – wenn nicht gar unrealistisch – ist, den Wert, den die primäre Gesundheitsversorgung für unsere Gemeinschaften und Gesellschaften hat, finanziell zu beziffern. Wie kann man den Wert einer Beziehung zwischen Arzt und Patient sowie Familien von Patienten im Laufe eines ganzen Lebens wirklich messen? Wie kann man den Nutzen der psychischen Gesundheitsversorgung in der Gemeinschaft quantifizieren? Wie kann man den Wert emotionaler und sozialer Unterstützung für Gewaltopfer beziffern?

Zweitens, und dies ist noch wichtiger, braucht es die Zustimmung mächtiger Akteure im Gesundheitswesen, und genau hier liegt leider oft der Widerstand.

Die Wahrheit ist, dass es in der Vergangenheit sehr viel einfacher war, ein neues Krankenhaus aus Ziegeln und Mörtel mit einer bestimmten Anzahl von Betten und einer bestimmten Anzahl von Patienten wirtschaftlich und politisch durchzusetzen.

Doch die Zeiten ändern sich: Länder, Regionen und Gemeinden erkennen zunehmend, dass gesunde und glückliche Gesellschaften widerstandsfähiger, produktiver und solidarischer sind, und wenn man sich unser Gesundheitssystem als einen Baum vorstellt, dann wäre die primäre Gesundheitsversorgung seine Wurzel. Ohne starke Wurzeln kann der Baum nicht wachsen, geschweige denn blühen. Im Kern geht es bei der primären Gesundheitsversorgung um die Menschen – die Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten –, die Sie während Ihres gesamten Lebens, bei komplexen Krankheiten, in guten und in schlechten Zeiten begleiten. Sie kennen Sie und Ihr Umfeld ganz genau.

An dieser Stelle möchte ich unseren Gastgebern – dem Land Kasachstan – meine Dankbarkeit und Bewunderung aussprechen. Herr Präsident, ich begrüße Ihre Führungsrolle, mit der Sie Gesundheit und Wohlbefinden in den Mittelpunkt Ihrer Sozialagenda stellen – im eigenen Land, auf regionaler Ebene hier in Zentralasien und auf globaler Ebene.

Mit Ihrer Unterstützung haben die Staatsoberhäupter Zentralasiens im September in Duschanbe zum ersten Mal einen bahnbrechenden „Fahrplan für Gesundheit und Wohlbefinden in Zentralasien“ angenommen, der die Gesundheit ins Zentrum der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungspläne rückt.

Wir sind Kasachstan äußerst dankbar dafür, dass es das Europäische Zentrum der WHO für primäre Gesundheitsversorgung mit Sitz in Almaty beherbergt, das mit seiner fachlichen Hilfe im Bereich der Entwicklung der primären Gesundheitsversorgung in vielen Ländern der gesamten Region eine wichtige Rolle spielt.

Abschließend möchte ich sagen, dass wir uns nicht mit einem „Weiter wie bisher“ zufriedengeben können. Wir müssen unsere Denkweise radikal ändern. Und meine einfache Bitte an Sie alle ist, dass Sie bei jeder Entscheidung, die Sie treffen, innehalten und sich fragen: Fördere ich die Stärkung der primären Gesundheitsversorgung? Leiste ich einen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit und Inklusion? Lasse ich jemanden zurück? Fördere ich ein auf der primären Gesundheitsversorgung basierendes Gesundheitssystem oder ist die primäre Gesundheitsversorgung dazu verdammt, isoliert zu sein und immer wieder mit anderen Programmen zu konkurrieren?

Unsere Gesundheitssysteme auf Basis der primären Gesundheitsversorgung grundlegend umzugestalten, ist eine moralische Verpflichtung, eine Voraussetzung für die Art von Gesellschaft, in der wir alle leben wollen – eine Gesellschaft, die auf Vertrauen und Empathie beruht und in der Gesundheit und Glück für alle gedeihen.

Барлығына зор денсаулык пен амандық тілеймін! Рақмет! [Übersetzung: Ich wünsche allen Gesundheit und Wohlstand! Vielen Dank!]

Erklärung – Stärkung der primären Gesundheitsversorgung zur Rettung der maroden Gesundheitssysteme (2024)

FAQs

Was versteht man unter primärer Gesundheitsversorgung? ›

Zusammenfassung. Die primäre Gesundheitsversorgung eines Landes stellt die erste Schnittstelle zu einem System medizinisch-pflegerisch-rehabilitativer Leistungsangebote dar. Sie erfolgt niedrigschwellig, wohnort- und bedarfsnah.

Was versteht man unter Gesundheitsversorgung? ›

Die Gesundheitsversorgung umfasst alle Organisationen, Strukturen und Prozesse, die der Förderung der Gesundheit, der Vorbeugung von Krankheiten, der medizinischen und therapeutischen Behandlung, der Rehabilitation und der Pflege dienen.

Wie kann das Gesundheitssystem verbessert werden? ›

Ärzt:innen durch Künstliche Intelligenz unterstützen, z.B. bei seltenen Erkrankungen. Prüfungsabnahme in allen Gesundheitsberufen nur durch externe Personen. Erstattung Pflegeleistungen zuhause und in stationären Einrichtungen gleichstellen. Versorgung der Menschen mit geistiger Behinderung verbessern.

Welche Arten von Gesundheitssystemen gibt es? ›

Grundsätzlich kann man drei Typen von Systemen der Gesundheitsversorgung unterscheiden: staatliche Gesundheitssysteme, Sozialversicherungssysteme und private Versicherungssysteme.

Was gehört zur Primärversorgung? ›

Unter dem Begriff “Primärversorgung” wird die medizinische Grundversorgung und Erstberatung der Patient:innen verstanden. In unseren Gesundheitswesen übernehmen die Hausärzt:innen diese Aufgabe. Sie sind bei gesundheitlichen Problemen der erste Ansprechpartner.

Was zählt zur Primärversorgung? ›

Primär bedeutet so viel wie „an erster Stelle stehend“. Primärversorgung gibt es in drei Formen: hausärztliche Einzelordinationen, Gruppenpraxen von Ärztinnen oder Ärzten sowie Primärversorgungseinheiten (PVE).

Wie kann Amerika sein Gesundheitssystem verbessern? ›

Informieren Sie die Öffentlichkeit über mehrere Gesundheitsstandorte

Patienten müssen besser darüber aufgeklärt werden, wo sie je nach ihren Symptomen Hilfe suchen können – und sollten. Dies erfordert ein Verständnis der unterschiedlichen Dienstleistungen, die in Einrichtungen der Primärversorgung, Notfallversorgungseinrichtungen und Notaufnahmen angeboten werden.

Wie funktioniert das amerikanische Gesundheitssystem? ›

in den USA. Die USA haben einen ausgezeichneten Standard bei der Gesundheitsversorgung, mit modernsten Einrichtungen und gut ausgebildeten Ärzten. Allerdings ist der staatliche Krankenversicherungsschutz auf Kinder, ältere Menschen, Behinderte und Patienten mit geringem Einkommen beschränkt.

Wie kann man die Gesundheitssituation verbessern? ›

Wer sich viel bewegt, fördert maßgeblich seine Gesundheit. Sport stärkt die Abwehrkräfte, baut Stress ab und beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes vor. Dabei muss man nicht direkt zum Leistungssportler werden. Schon ein kurzer Spaziergang täglich reicht aus, um die Lebenserwartung erheblich zu erhöhen.

Was sind die vier Haupttypen von Gesundheitssystemen? ›

Gesundheitssysteme folgen grundsätzlich vier Grundprinzipien: dem Beveridge-Modell, dem Bismarck-Modell, dem nationalen Krankenversicherungsmodell und dem Selbstbeteiligungsmodell . Die USA verwenden alle vier Modelle für unterschiedliche Segmente ihrer Einwohner und Bürger.

Was sind die drei Modelle der Gesundheitsversorgung? ›

Es gibt vier verschiedene Arten von Gesundheitsmodellen. Dazu gehören das Beveridge-Modell, das Bismarck-Modell, das nationale Krankenversicherungsmodell und das Selbstbeteiligungsmodell . Jedes System ist in seiner Finanzierung und Organisation einzigartig.

Welche Gesundheitsdienstleistungen werden als primäre Gesundheitsversorgung eingestuft? ›

Zu den Fachgebieten der Primärversorgung zählen Familienmedizin, allgemeine Innere Medizin, allgemeine Pädiatrie, kombinierte Innere Medizin/Pädiatrie (Med/Pädiatrie) und allgemeine Geburtshilfe und Gynäkologie (OB-GYN) , wodurch die allgemeinen medizinischen Bedürfnisse spezifischer Patientengruppen erfüllt werden.

Was ist ein Schwerpunkt der Primärversorgung? ›

Primärversorgung: Gesundheitsdienste, die eine Reihe von Präventions-, Wellness- und Behandlungsmaßnahmen für häufige Krankheiten abdecken . Zu den Anbietern der Primärversorgung zählen Ärzte, Krankenschwestern, Krankenpflegepraktiker und Arzthelfer. Sie pflegen oft langfristige Beziehungen zu Patienten und beraten und behandeln eine Reihe von gesundheitsbezogenen Problemen.

Was versteht man unter primär Prävention? ›

Es gibt die Primärprävention (vor Krankheitsbeginn, beispielsweise Impfen), Sekundärprävention (im Frühstadium einer Erkrankung, zum Beispiel Früherkennungsmaßnahmen) und Tertiärprävention (bei einer Krankheitsmanifestation, wie beispielsweise Patientenschulungen).

Was bedeutet primär in der Medizin? ›

Das Attribut primär (Bedeutungen: „erst, vorrangig, zuerst vorhanden, anfänglich, ursprünglich“) wird im allgemeinen medizinischen Sprachgebrauch vor die eigentliche Benennung der Erkrankung gesetzt. Häufig wird mit primärer Krankheit der Begriff der Idiopathie in Verbindung gebracht.

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